Genetische Autoevolution

Gesellschaftlicher Umbruch
Bald verfügbare Gen- und Reproduktionstechniken werden eine in ihren Konsequenzen bislang verkannte Zeitwende einläuten. Sie bringt wahrscheinlich einen dramatischen genetischen und damit gesellschaftlichen Wandel. Der Mensch betreibt Keimbahnveränderung. Er schreibt ein neues Kapitel der Evolutionsgeschichte, die Selbstevolution, die in letzter Konsequenz eine neue Menschenart/neue Menschenarten generiert. Dies führt zu Herausforderungen, welche heute schon vorhandene gesellschaftliche Gefälle (wegen Ressourcenverknappung, Kriegen, Hunger, Katastrophen usw.) akzentuieren werden.


Reproduktionstechnik
In-Vitro-Fertilisation wird in wenigen Jahrzehnten die Regel sein, weil die menschliche Reproduktion dadurch ergebniskontrollierbarer wird. Heutige gesellschaftliche Akzeptanz der Reproduktions-, Diagnose- und Therapietechniken lassen auf diese Annahme schliessen.
  • Die Entwicklung läuft hin zur vollständig künstlichen Reproduktion (Ektogenese).
Künstlich produzierte Geschlechtszellen reifen nach der Vereinigung als Embryo in der künstlichen Gebärmutter heran. Mediziner experimentieren schon lange mit Embryos, offiziell bis zum 10. Tag; das nächste Ziel sind 15 Tage. Mehr als 15 Tage bilden zur Zeit (2008) eine ethische Grenze. Ehrgeizige Reproduktionstechniker werden hingegen der Ethikdebatte ausweichen und in Länder mit freizügiger Reproduktionspraxis abtauchen, z.B. Israel, China, Singapur.


Gentechnik
Das 21. Jahrhundert revolutioniert die Gentechnik, die grüne (z.B. Gentechpflanzen) wie die rote (z.B. Humangenetik). Man unterscheidet zwischen dem somatischen Eingriff (z.B. Gentherapie am Individuum) und Keimbahneingriff (in den Geschlechtszellen vorgenommene Genveränderung, die weiter vererbt wird).
  • Somatischer Eingriff: Der Geneingriff am Individuum erfolgt aus medizinischer Indikation oder aus persönlichen Gründen (sog. Gendesign in der Lifestyle-Medizin). Schönheitsideale oder der Anspruch auf ein verlängertes Leben (genetisches Antiaging) lassen den Einzelnen zur somatischen Gentherapie greifen.
  • Keimbahneingriff: Keimbahneingriff ist zur Zeit noch tabu, in wenigen Jahrzehnten aber Realität. Eine öffentliche Debatte darüber existiert anfangs des 21. Jahrhunderts nicht, wird aber mit Macht kommen, sodass uns heutige Diskussionen über Gentechpflanzen später als lächerlich erscheinen werden. Schon 1998 fand in den USA ein Symposium zum Gendesign statt. Man überlegte sich z.B. die „Genkassette“: Das 24. Chromosom (künstlich), welches Gene auf Abruf zum Ein- und Ausschalten bereit hält.
Keimbahneingriff bewirkt die Veränderung des menschlichen Genoms. Die Folgen scheinen unabsehbar zu sein, positive wie negative.
  • Eine davon könnte sein, dass wir auf eine Zweiartenwelt zusteuern werden - Art als wissenschaftlicher Begriff für zwei Arten von Homininen: Homo sapiens und Homo profectus.

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